Interview Glückspost
Bruno Stettler, Kunstschaffender
2016
Von: Jan Strobel
Ref. Tagblatt der Stadt Zürich
01. Juli 2014
Pausen oder Stillstand – so etwas hat es im Leben Bruno Stettlers eigentlich nie gegeben. Rumorte eine kreative Idee in seiner Seele herum, musste er sie umsetzen. Was ihn schon früh auszeichnete, war sein Gespür für den Zeitgeist. Und so gehörte er im Zürich der 80er auch zum Untergrund, organisierte mit seinen Kumpels illegale Partys. Stettler gehörte zu der Gruppe von Pionieren, die den Techno in die Stadt brachten und produzierte Platten wie den «Swiss Techno Sampler 1988». Seine Formation For Your Nose Only landete mit «Scoobidoo» einen Hit. Auch die Politik trieb ihn um, besonders die Abschaffung der Armee, für die er sich in seinem «Stop the Army Project» starkmachte. In den 90ern zog es ihn in die Kommunikationsbranche, das Handy eroberte die Massen, und so gründete Stettler geschäftstüchtig einen Erotik-SMS-Dienst mit Live-Chats, schaltete dazu ab dem Jahr 2000 auch heisse Spots auf Star TV. 2006 allerdings kollabierte das Geschäft.
Der Seismograf des Zeitgeists produzierte danach wieder Musik und widmete sich vermehrt seiner ursprünglichen Passion, der Fotografie. Doch als 2010 das verheerende Erdbeben Haiti in die Katastrophe stürzte, besann er sich auf seine Aktivistenzeit in den späten 80ern: Er gründete ein Hilfswerk, investierte in Waisenhäuser vor Ort. Der Mord an einer Mitarbeiterin des Hilfswerks beendete 2012 die Arbeit in Haiti abrupt. Das Drama bedeutete eine Zäsur. Stettler begann, sich neben der Kunst mit Meditation zu beschäftigen, besonders mit der indischen Vipassana-Meditation. «Ich erlebte eine ganz neue Klarheit in meinem Bewusstsein, eine kosmische Energie, die mich erfüllte», sagt Stettler.
In seinen neusten Kunstwerken, es sind Collagen, möchte er diese positive Energie, «mit Hilfe der Heiligen Geometrie», auf das Alltagsleben aber auch auf Brennpunkte unserer Zeit lenken und sie so «kurieren». Die Ausstellung im Max-Frisch-Bad trägt denn auch den passenden Titel «Sternenstaub». Am 2. Juli ab 18 Uhr findet die Vernissage statt – mit einer Liveperformance.